Der 29-jährige Oberösterreicher (ÖTB-OÖ LA) sorgt mit Platz 3 im Diskuswurf bei den Olympischen Sommerspielen in Tokyo für die erste Männermedaille in der Leichtathletik in Österreichs Olympia-Geschichte.
Der Athlet von Trainer Gregor Högler startete mit 62,92 m sehr solide in den Wettkampf und übernahm im zweiten Durchgang mit 66,65 m die Führung, die nur einige Minuten hielt, bis Favorit Daniel Ståhl (SWE) sich mit 68,90 m an die Spitze setzte. Dass das der spätere Goldwurf gewesen sein sollte, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch keiner. Sein schwedischer Landsmann Simon Pettersson und der Australier Matthew Denny waren von Beginn weg sehr stark. Weißhaidinger steigerte sich im dritten Durchgang auf 67,07 m und lag nach drei Versuchen sogar auf Rang 2. Mitfavorit Kristjan Ceh, der seinen ersten Wurf übertrat, hatte hart zu kämpfen, um letztlich knapp mit 62,95 m den Endkampf der besten Acht zu erreichen. Beim vierten Wurf ließ er dann aber 66,05 m folgen und war mittendin im Kampf um die Medaillenränge.
Diskuswurf-Krimi spitzt sich zu
Den weitestens Wurf aller Finalisten im vierten Versuch zeigte der Österreicher, der nochmals 66,86 m nachlegte und somit seinen zweiten Platz behauptete. Im fünften Versuch steigerten sich Denny auf 66,06 m und Pettersson auf 67,39 m, der damit auch Weißhaidinger von Platz 2 verdrängte. Vor dem letzten Durchgang wurde die Reihenfolge nochmals gestürzt. Die ersten vier Werfer, darunter auch Ex-Weltmeister Andrius Gudzius (Sechster mit 64,11 m), konnten nicht mehr zulegen. Der starke Australier aber schon. Matthew Denny warf mit neuer persönlicher Bestleistung von 67,02 m haarscharf an die Marke von Weißhaidinger heran und positionierte sich auf Rang vier. Der slowenische U23-Europameister Kristjan Ceh wollte es ebenfalls nochmals wissen und verbesserte sich neuerlich. 66,37 m waren aber zu wenig, Platz fünf für ihn. Damit stand Lukas Weißhaidingers Medaillengewinn fest. Der letzte Durchgang brachte bei den drei Führenden keine Verbesserung mehr, Weißhaidingers Wurf war ungültig. Das Siegertrio Daniel Ståhl (SWE), Simon Pettersson (SWE) und Lukas Weißhaidinger (AUT) genoss die Ehrenrunde im Olympiastadion.
„Dreimal Bronze ist einmal Gold“
Österreich hält nun bei acht Leichtathletik-Medaillen (1 x Gold, 2 x Silber, 5 x Bronze), zuletzt gelang eine Olympia-Medaille in der Leichtathletik vor 21 Jahren. In einem sehr emotionalen ORF-Interview kämpfte Österreichs Bronzemedaillen-Gewinner sichtlich mit den Worten: „Ich habe einen tollen Trainer, der mich super in Form gebracht hat und ein tolles Team.“ Für ihn war es ein nervenaufreibender Wettkampf heute, wortwörtlich sagte er: „Ganz ehrlich. Wer sagt, die Quali ist nervenaufreibend, der hat jetzt keine Ahnung vom Finale.“ Nach dem guten Beginn kamen die Gegner in den letzten beiden Durchgängen immer näher, der Österreicher konnte aber nicht mehr zulegen. „Nach dem vierten (Wurf) hätte ich nicht mehr wirklich zurückschlagen können“, meinte der Österreicher, der von „weichen Füßen“ berichtete. „Ich jammere jetzt sicher nicht der Silbermedaille nach, weil ich habe gehört, dreimal Bronze ist einmal Gold, von dem her ist es auch okay“, fügte er verschmitzt lächelnd hinzu.
Diskuswurf – Männer (Endergebnis) – Tokyo 2020
1. Daniel Ståhl | SWE | 68,90 m | . |
2. Simon Pettersson | SWE | 67,39 m | . |
3. Lukas Weißhaidinger | AUT | 67,07 m | . |
4. Matthew Denny | AUS | 67,02 m | PB |
5. Kristjan Ceh | SLO | 66,37 m | . |
6. Andrius Gudzius | LTU | 64,11 m | . |
7. Mauricio Ortega | COL | 64,08 m | . |
8. Sam Mattis | USA | 63,88 m | SB |
9. Chad Wright | JAM | 62,56 m | . |
10. Daniel Jasinski | GER | 62,44 m | . |
11. Clemens Prüfer | GER | 61,75 m | . |
12. Ola Stunes Isene | NOR | 61,18 m | . |
Fotos (C) ÖLV/Jean Pierre Durand
Text: ÖLV (Helmut Baudis)
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